Freilichtbühne
Im Jahr 1934 übernahmen die Nationalsozialisten den Bookholzberg mit dem darauf liegenden Bauernhof und dem Bismarck-Denkmal vom dortigen Bismarck-Verein. Die Übernahme des Grundstücks fand auf der Grundlage der Gleichschaltung der Vereine im Dritten Reich statt. Das Denkmal wurde komplett abgebaut, um Platz für die sogenannte „Kultstätte Stedingsehre“ zu schaffen. Am 19.10.1934 wurde die Grundsteinlegung dieser Anlage gefeiert. Anwesend war neben dem Reichsstatthalter und Gauleiter Carl Röver u.a. der SS-Führer Heinrich Himmler.
Den Bauplan zur Freilichtbühne entwarf der Berliner Architekt Walter Reimann, der seine Kenntnisse aus der Filmbranche in die Pläne einfließen ließ. Laut ihm sollte die Freilichtbühne von einer halbkreisförmigen Zuschauerarena mit 21 Rängen aus Klinkerstein für ca. 7.800 Gäste eingefasst werden. Zusätzlich dazu sollte es eine Kongresshalle mit nochmal ca. 4.800 Plätzen geben. Jedoch wurde der endgültige Bau von dem parteinahem Delmenhorster Architekten Ernst Behrens durchgeführt, der sich gegen die Kongresshalle und für eine Erweiterung der Tribüne auf 10.000 Plätze entschied. Die Freilichtbühne, die durch einen Wassergraben von den Zuschauerrängen räumlich getrennt war, wurde bestückt mit reetgedeckten Fachwerkhäusern, einer Wassermühle, einer Steinkirche mit separatem Glockenturm und einem Dorfanger. Diese Bauten waren dem historischen Dorf Altenesch nachempfunden.
Am 13.7.1935 fand die erste feierliche Eröffnung dieser sogenannten „Kultstätte Stedingsehre“ statt. Mit dem Volksschauspiel „De Stedinge“ des Heimatdichters August Hinrichs und den Spitzen der regionalen NS-, SA- und SS-Verbänden als Ehrengäste wurde die Freilichtbühne und das Spieldorf eingeweiht. Zu dem Zeitpunkt war der Bau noch nicht ganz abgeschlossen, sodass die Zuschauer:innen während der ersten Spielsaison auf Holzbänken Platz nehmen mussten. Auch das Spieldorf auf der Freilichtbühne war noch nicht vollständig errichtet und die Kirche war lediglich eine Theaterkulisse.
Im Sommer 1935 wurde das Theaterstück auf der Freilichtbühne insgesamt neunmal vor ca. 80.000 Zuschauer:innen aufgeführt und zwei Jahre später nach der zweiten festlichen Einweihung am 30.5.1937 insgesamt zwölfmal mit ca. 150.000 Besucher:innen. 1936 wurde die Tribüne aus Klinkerstein errichtet, es kamen weitere Häuser zum Spieldorf hinzu und Lautsprecheranlagen wurden installiert, um die Akkustik während der Aufführung zu verbessern.
Schulen und Vereine organisierten verpflichtende Ausflüge zu den Veranstaltungen, die neben der Aufführung immer auch mit politischen Reden im Sinne der nationalsozialistischen Weltanschauung verbunden waren.