Thingstätte

Das Wort „Thingstätte“ oder auch „Thingplatz“ kommt ursprünglich aus dem germanischen Kontext und war ein Versammlungsort für germanische Volks- und Gerichtsversammlungen. 

Die Nationalsozialisten wollten mit dem Begriff „Thingstätte“ die alte Tradition der Volksversammlung unter freiem Himmel wieder aufgreifen und ließen daher im gesamten deutschen Reich zwischen 1933 und 1936 viele solcher Orte errichten. Der Aufbau dieser Orte folgte immer dem gleichen Schema: eine große Freilichtbühne mit einer halbkreisförmigen Tribüne aus Stein, ein Aufmarschplatz mit Ehrenmal sowie eine direkte Verbindung zu öffentlichen Verkehrsmitteln. Darüber hinaus achteten die Nationalsozialisten auf einen freien Blick auf die umgebende Landschaft. Nach diesem Konzept ist auch die von den Nationalsozialisten benannte „Kultstätte Stedingsehre“ auf dem Bookholzberg gebaut worden, deren Grundsteinlegung am 19.10.1934 erfolgte. Der Berg war für die nationalsozialistische Inszenierung ein idealer Ort, da er einen beeindruckenden Ausblick über das gesamte ehemalige Stedinger Land bot.

Die nationalsozialistischen Thingstätten wurden jedoch entgegen der ursprünglichen Funktion für Theateraufführungen und Thingspiele genutzt, die mit politischen Reden im Sinne der nationalsozialistischen Weltanschauung verbunden waren. Auf der Freilichtbühne Bookholzberg zum Beispiel wurde das plattdeutsche Volksschauspiel „De Stedinge“ des Heimatdichters August Hinrichs aufgeführt. 

Das Wort „Thing“ hielt sich nicht lange in der NS-Zeit, denn am 29.10.1935 veröffentlichte der Reichspropagandaleiter Joseph Goebbels einen Geheimerlass, in dem er den Begriff verbot. Eine Begründung zu diesem Entschluss gab es nicht. Die Thingstätten wurden unter einem anderen Namen weitergeführt, wie auch die sogenannte „Kultstätte Stedingsehre“. Dort fiel das Verbot in die Zeit der Errichtung der Freilichtbühne, die ursprünglich vom Reichsstatthalter und Gauleiter Carl Röver dem Germanenkult im Allgemeinen und den Stedinger Bauern im Speziellen gewidmet werden sollte.

Weiter Informationen zu dem Thema Thingstätten in der NS-Zeit finden Sie unter folgendem Link: 

https://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/ns-thingstaetten/